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Roadmap für Forschungsinfrastrukturen : Datum: , Thema: Forschung

Den Klimawandel besser verstehen, Zellfunktionen entschlüsseln, Infektionen mit Licht bekämpfen: Dazu tragen künftig drei neue Forschungsinfrastrukturen bei. Sie sind weitere Instrumente der Spitzenforschung – und Garant für unsere Innovationskraft.

In dieser sogenannten Target-Kammer trifft der Lichtstrahl des Hochleistungslasers auf den Elektronenstrahl des ELBE-Beschleunigers im Zentrum für Hochleistungs-Strahlenquellen des HZDR. Ziel ist die Erzeugung brillanter Röntgenstrahlung.
In dieser sogenannten Target-Kammer trifft der Lichtstrahl des Hochleistungslasers auf den Elektronenstrahl des ELBE-Beschleunigers im Zentrum für Hochleistungs-Strahlenquellen des HZDR. Ziel ist die Erzeugung brillanter Röntgenstrahlung. © HZDR/Frank Bierstedt

Forschungsinfrastrukturen spielen eine Schlüsselrolle für die Leistungsfähigkeit, Innovationskraft und internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Deutschland. Sie sind eine der zentralen Voraussetzungen für herausragende Grundlagenforschung und bedeutende technologische Fortschritte. Das Bundesforschungsministerium stärkt die Forschungsinfrastrukturen daher mit einer Nationalen Roadmap – einer Art Fahrplan für die langfristige Ausrichtung der Spitzenforschung.

Das BMBF hat in den vergangenen Jahren erhebliche Mittel für den Aufbau von Forschungsinfrastrukturen bereitgestellt – und wird das auch künftig tun. Drei neue Forschungsinfrastrukturen sollen nun errichtet werden.

Das sind die neuen Forschungsinfrastrukturen

ACTRIS-D

Die Forschungsinfrastruktur für atmosphärische Aerosole, Wolken und Spurengase (ACTRIS-D) trägt dazu bei, Klimamodelle und ihre Vorhersagekraft erheblich zu verbessern. Das Vorhaben baut ein nationales Forschungsnetzwerk der deutschen Klima- und Atmosphärenforschung auf. Klimaforschung kann nur erfolgreich sein, wenn die internationale Gemeinschaft eng zusammenarbeitet. Aus diesem Grund wird ACTRIS-D Teil der europäischen Initiative ACTRIS.

ER-C 2.0

Mit dem Ernst-Ruska-Centrum 2.0 (ER-C 2.0) entsteht ein einzigartiges nationales Kompetenzzentrum für höchstauflösende Elektronenmikroskopie. Strukturen und Eigenschaften von Materialien wie Metallen oder Zellgewebe werden dadurch entschlüsselt. Damit können neuartige Materialien und Ansätze für neue Wirkstoffe und Heilverfahren entwickelt werden.

LPI

Das Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung (LPI) wird neue Wege zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten gehen und so zur Lösung von Gesundheitsbedrohungen für die Menschen beitragen. Dafür werden photonische Methoden mit der Infektionsforschung verbunden. Forschungsergebnisse werden unmittelbar in die klinische Praxis überführt. Von dieser direkten Anwendung werden Patienten und der Medizinstandort Deutschland nachhaltig profitieren.

Forschungsinfrastrukturen

Forschungsinfrastrukturen sind anspruchsvolle und umfangreiche Instrumente oder Serviceeinrichtungen für die Spitzenforschung. Sie zeichnen sich durch eine hohe Bedeutung für das jeweilige Wissenschaftsgebiet aus.

Angesichts der mehrjährigen Bauzeit, der langen Nutzungsdauer, den strukturprägenden Wirkungen und des erheblichen Kostenaufwands werden im Falle von Forschungsinfrastrukturen die nötigen forschungspolitischen Entscheidungen des BMBF systematisch vorbereitet. Hierzu hat das Forschungsministerium einen Prozess entwickelt, in dem die Konzepte zu neuen Forschungsinfrastrukturen nach einem einheitlich strukturierten Verfahren bewertet werden.

Das Bewertungsverfahren

Der Nationale Roadmap-Prozess für Forschungsinfrastrukturen dient als strategisches Instrument zur forschungspolitischen Priorisierung künftiger, langfristiger Investitionen in Forschungsinfrastrukturen.

Das Bewertungsverfahren erfolgte in einem dreiteiligen gleichwertigen Begutachtungsprozess. Die wissenschaftsgeleitete Bewertung verantwortete der Wissenschaftsrat. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen großen Wissenschaftsgebieten führten eine qualitative Einzelbewertung der Konzepte unter den Aspekten „wissenschaftliches Potenzial“, „Bedeutung für den Wissenschaftsstandort Deutschland“, „Umsetzbarkeit“ und „wissenschaftliche Nutzungsmöglichkeiten“ sowie eine vergleichende Gesamtbewertung durch.

Für die wirtschaftliche Bewertung der Konzepte wurden unabhängige Sachverständige aus Wirtschaft und Wissenschaft berufen, die das Finanzierungskonzept im Hinblick auf Angemessenheit und Verhältnismäßigkeit der eingesetzten Mittel analysierten. Ebenso wurden die veranschlagten Betriebskosten sowie die geplante Umsetzung geprüft.

Die forschungspolitische und gesellschaftliche Relevanz wurde von den Fachabteilungen im BMBF bewertet. Dabei wurden auch die sozioökonomischen, gesellschaftlichen und forschungspolitischen Auswirkungen der Konzepte geprüft. Es wurden hierbei insbesondere die Fragen thematisiert, inwieweit das Konzept einen Beitrag zur Lösung von großen gesellschaftlichen Herausforderungen sowie zur Weiterentwicklung einer zukunftsfähigen Forschungslandschaft leistet.

Die Konzepte aus unterschiedlichen Wissenschaftsgebieten und von verschiedenen Einrichtungen standen untereinander im Wettbewerb. Unter Berücksichtigung aller Bewertungsergebnisse erfolgte im BMBF eine forschungspolitische Priorisierung.

Europäisches Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen

Die nationale Weichenstellung ermöglicht gleichzeitig weitere Vereinbarungen und Vernetzungen mit internationalen Partnern. Komplexe Forschungsinfrastrukturen mit hohen Kosten können oft nur in europäischer oder weltweiter Kooperation entwickelt und betrieben werden. Die Bundesregierung engagiert sich daher aktiv im Europäischen Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (European Strategy Forum on Research Infrastructures, ESFRI). ESFRI führt seit 2006 ein europäisches Roadmap-Verfahren durch. Die ESFRI-Roadmap bündelt die wichtigsten Planungen von EU-Mitgliedstaaten und Assoziierten Staaten für gemeinsame Forschungsinfrastrukturvorhaben in Europa. Solche Einrichtungen sind eine wichtige Voraussetzung für wissenschaftliche Exzellenz und Innovationskraft in Europa. Sie ziehen eine Vielzahl von internationalen Forscherinnen und Forschern an und ermöglichen die grenzüberschreitende Entwicklung von Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zukunft.