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Islamische Theologie : Datum: , Thema: Forschung

In Deutschland leben mehr als fünf Millionen muslimische Religionsangehörige. Sie sind nach Katholiken und Protestanten die drittgrößte religiöse Gruppe. Forschungen und Studiengänge für Islamische Theologie an Hochschulen schließen seit zehn Jahren eine wissenschaftliche Lücke.

Handgeschriebener Koran
Handgeschriebener Koran © Thinkstock

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat von 2011/12 bis 2021/22 die Zentren für Islamische Theologie in Frankfurt (mit Gießen), Münster, Osnabrück, Tübingen und Erlangen-Nürnberg gefördert. An allen Standorten sind die Zentren als universitäre Einrichtungen etabliert, ihre Verstetigung ist gelungen. Kern der Unterstützung sind Forschungsprofessuren und wissenschaftliche Nachwuchsgruppen, die entweder islamisch-theologisch oder interdisziplinär arbeiten. Die interdisziplinären Gruppen kooperieren etwa mit den christlichen Theologien, der Islamwissenschaft, der Religionswissenschaft, der Pädagogik oder anderen benachbarten Fächern.

Seit 2019 werden auch die Institute für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Universität Paderborn für zunächst fünf Jahre gefördert. Die Förderung der sieben Universitäten beträgt insgesamt etwa 43 Millionen Euro.

Zentren bilden Religionslehrerinnen und Religionslehrer aus

Die Zentren sind international anerkannte Orte islamisch-theologischer Forschung und fördern den wissenschaftlichen Nachwuchs in Islamischer Theologie – für die Schulen und die Hochschulen. Das Ziel ist es, islamische Religionslehrerinnen und -lehrer für den bekenntnisorientierten Schulunterricht auszubilden und ein wissenschaftlich fundiertes Studium von Religionsgelehrten im staatlichen Hochschulsystem in deutscher Sprache zu ermöglichen.

Die Standorte bilden die Vielfalt muslimischen Glaubens und Lebens ab. Die Professorinnen und Professoren haben ganz unterschiedliche regionale, ethnische und wissenschaftliche Hintergründe. Die Zentren arbeiten unter anderem bei gemeinsamen Tagungen und Publikationen zusammen und haben im Sommer 2015 gemeinsam die Deutsche Gesellschaft für Islamisch-Theologische Studien (DEGITS) gegründet.

Islamisch-Theologische Studien: 2000 Studierende – viele Karrierewege

Die Studierendenzahlen haben sich beständig entwickelt. Derzeit sind mehr als 2000 Studierende in Bachelor- und Master-Studiengängen eingeschrieben. Die meisten von ihnen streben ins schulische Lehramt, in die Sozial- und Gemeindearbeit sowie in die Wissenschaft. Im Dezember 2022 veröffentlichte die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) die Studie „Berufsfeld Islam? Zur Berufseinmündung und Professionalisierung von Absolvent_innen der Islamisch-Theologischen Studien“, die Karrierewege der Studierenden aufzeigt.

Die Verantwortung für den Betrieb der Forschungszentren liegt bei den Ländern und den Hochschulen. Die Unterstützung durch den Bund ist an hohe Voraussetzungen geknüpft. Dazu zählen ein dauerhaftes finanzielles Engagement der Universität und des Landes, ein breites Fächerspektrum an der jeweiligen Universität, die Mitwirkung von Muslimen und standortübergreifende Kooperationen.

AIWG: Kommunikationsplattform für den Transfer in die Praxis

Mit Projektförderung des BMBF und der Stiftung Mercator wurde 2017 die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft gegründet. Sie vernetzt die Universitätsinstitute der Islamischen Theologie untereinander und mit angrenzenden Fächern. Sie dient als Kommunikationsplattform zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Die AIWG organisiert auch die wettbewerbliche Förderung gemeinsamer Forschungsprojekte. Das BMBF fördert die AIWG in einer zweiten Förderphase bis 2027.

Das BMBF hatte den Vorschlag des Wissenschaftsrats vom Januar 2010 aufgegriffen, die Islamische Theologie an Hochschulen in Deutschland zu etablieren. Damals hatte der Wissenschaftsrat seine „Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen“ vorgelegt. Die Diagnose war eindeutig: Das Wissenschaftssystem musste auf die wachsende Pluralität der religiösen Strömungen in Deutschland reagieren. Seither ist dieser Anspruch umfassend eingelöst worden.