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Coronavirus-Immunität in Deutschland: Wie gut ist die Bevölkerung geschützt? : , Thema: Forschung , Thema: FAQ

Für die Pandemie-Vorsorge brauchen wir Daten zur Immunität der Bevölkerung gegen das Coronavirus. Diese Daten haben Forschende in der Immunitätsstudie IMMUNEBRIDGE erfasst. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu lesen Sie in unseren FAQ.

In der Immunstudie haben Forschende Blutproben analysiert, um den Immunisierungsgrad der Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 zu erheben. © Adobe Stock / Blue Planet Studio

Um im Verlauf der Pandemie das Gefahrenpotential der Infektionslage einschätzen zu können, braucht es belastbare Daten bezüglich der Personen, die bereits geimpft oder genesen sind. Gibt es Unterschiede je nach Alter, Geschlecht oder regionaler Herkunft? Diese Fragen zu beantworten war Ziel von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) mit der Immunstudie IMMUNEBRIDGE, die vom Bundesforschungsministerium gefördert wurde.

Die wichtigsten Fragen zur Studie haben wir Ihnen in unseren FAQ zusammengestellt:

Was war das Ziel der Coronavirus-Studie „IMMUNEBRIDGE“?

Ziel war es, möglichst schnell für Deutschland repräsentative Daten zum Immunisierungsgrad in der Bevölkerung zu erheben. In der Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im zweiten Halbjahr 2022 ermittelt, wie hoch der Anteil der Menschen ist, die gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 bereits grundimmunisiert sind. Eine Grundimmunisierung kann etwa durch Impfungen oder eine bereits durchgemachte Infektion erfolgen. (Mehr zum Thema Impfstoffe lesen Sie hier: Corona-Impfstoffe im Vergleich)

Warum war die Studie notwendig?

In der Studie wurden Daten zum Immunisierungsgrad der Bevölkerung erhoben und ausgewertet. Zu wissen, wer geschützt bzw. grundimmunisiert ist, ist für die politischen Entscheidungen zur Pandemievorsorge wichtig. Anhand der Daten können Rückschlüsse etwa auf Unterschiede in Bevölkerungsgruppen oder auf die zu erwartende Krankheitslast gezogen werden. Deshalb unterstützt das BMBF das Netzwerk Universitätsmedizin durch die Förderung der Studie.

Was haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersucht?

Anhand einer repräsentativen Stichprobe bei 16.500 Freiwilligen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deren Blutproben analysiert. Geprüft wurde dann, ob im Blut sogenannte Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachweisbar sind. Sind Antikörper vorhanden, ist von einer Grundimmunisierung auszugehen.

Neben den Blutuntersuchungen wurden auch online, telefonische und schriftliche -Befragungen zum Gesundheitszustand, dem Impf- und Genesenenstatus und zu soziodemographischen Faktoren (z. B. Alter, Geschlecht, geografische Herkunft, Bildung) durchgeführt. Diese Daten sollen helfen, die Impflücke besser abzuschätzen.

Zusätzlich wurden auch Blutproben von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus bereits laufenden Studien analysiert. Von diesen Personen lagen bereits detailliertere Informationen und Daten vor, die für dieses Projekt sehr wertvoll waren.

Wurde die Studie veröffentlicht?

Ja, die Studie wurde Anfang 2023 abgeschlossen und ein Abschlussbericht veröffentlicht. Den Abschlussbericht zur Immunebridge-Studie finden Sie hier (PDF).

Zu welchem Ergebnis kamen die Forschenden?

Für die Studie wurden die Daten von >30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus neun verschiedenen Studien eingeschlossen. Dies entspricht dem Erhebungsstand von Juni bis Ende November 2022 bezüglich des Antikörperstatus von Teilnehmenden aus bestehenden Kohortenstudien sowie aus einer neu aufgesetzten Bevölkerungsstichprobe (Panel). Die Verbreitung von SARS-CoV-2-Antikörpern wird unterteilt nach Altersgruppen, nach selbstberichteten Vorerkrankungen sowie nach geographischer Verbreitung dargestellt.

Die Ergebnisse zeigen, dass der ganz überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung (95 % der Studienteilnehmenden) bereits Antikörper gegen SARS-CoV-2 aufweist. Die Daten legen zudem nahe, dass in den meisten Altersgruppen bei einer Mehrheit der Menschen ein moderater bis hoher Schutz gegen einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung (mit der aktuell in Deutschland dominierenden SARS-CoV-2-Variante “Omikron BA.5”) besteht. Dennoch ist trotz hoher Antikörper-Vorkommen nur ein geringer Schutz gegen Infektion (Ansteckung) zu verzeichnen.

Die Studie ist ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Datenlage. Den Abschlussbericht zur Immunebridge-Studie finden Sie hier (PDF).

Die Auswertung der Daten der Studie zeigen, dass 95 Prozent der Bevölkerung in Deutschland bereits Antikörper gegen SARS-CoV-2 besitzen. Was heißt das für die Infektionsschutzmaßnahmen?

Auch wenn basierend auf den Daten der Studie bei einer Mehrheit der Menschen vermutlich ein moderater bis hoher Schutz gegen einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung besteht (gegen die aktuell in Deutschland dominierenden SARS-CoV-2-Variante „Omikron BA.5“), ist nur ein geringer Schutz gegen Infektionen mit dem Coronavirus zu verzeichnen.

Insgesamt zeigen sich jedoch auch relevante Lücken des Immunschutzes u.a. bei Menschen mit Vorerkrankungen und in verschiedenen Regionen in Deutschland. Je nach Verlauf möglicher weiterer Infektionswellen kann dies nochmal zu einer deutlichen Belastung des Gesundheitssystems führen.

Sollte sich eine neue Virusvariante durchsetzen, die ansteckender ist und/oder schwerere Krankheitsverläufe verursacht, müssten die Länder gegebenenfalls auf zusätzliche Schutzmaßnahmen nach dem Infektionsschutzgesetz zurückgreifen.

Wie wurden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer ausgewählt?

Die Auswahl von Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer erfolgte durch Online-Befragungen (Payback Online Panel) und Telefonbefragungen, gestützt durch eine zusätzliche Einwohnermeldeamtsstichprobe. Das Studienkonzept ermöglicht eine zügige Durchführung, sodass erste Daten aus der aktuellen Omikron-Welle bereits im Sommer zur Verfügung stehen konnten. Diese erste Schätzung bildet die Grundlage für vertiefende und detailliertere Studien – vor allem für die Abschätzung der Immunitätslage für den Herbst/Winter 2022.

Werden die Daten mit anderen Studiendaten zusammengelegt?

Die Daten aus der Stichprobe werden durch bereits existierende, deutschlandweite Studien, sogenannte Bestandskohorten, ergänzt und erweitert. Dadurch kann ein detaillierteres Bild über die Verteilung und die Qualität der Immunität in der Bevölkerung, eine bessere Schätzung des weiteren Immunitätsverlaufs sowie eine Verkleinerung des Schätzfehlers gewonnen werden. Zusätzliche Erhebungen innerhalb der NAKO-Gesundheitsstudie ermöglichen weiterhin die Verknüpfung mit bisher nicht erhobenen Gesundheitsparametern.

Die Daten aus den unterschiedlichen Quellen werden zusammengeführt und ausgewertet, um so Schätzwerte für die Immunitätslage in der Bevölkerung (nach Alter, Geschlecht und falls möglich auch nach geographischer Herkunft) zu erhalten. Zudem werden die Daten mit Daten aus anderen Antikörper-Studien zusammengeführt, um so übergreifende Analysen zu ermöglichen.

Worin liegt der Mehrwert gegenüber bereits vorhandenen Studien?

Die Untersuchungen ergänzen bereits vorhandene Studien. Sie werden insbesondere helfen, die Immunitätslage in der Omikron-Welle zu erfassen. Die Ergänzung um bestehende Studiendaten werden helfen, ein vertieftes Bild der Immunitätslage und ihre weitere Entwicklung abzuschätzen. Ferner werden die in diesem Projekt erhobenen Daten in einer Plattform zusammengeführt und Synergien zu bereits bestehenden Studien – zum Beispiel des RKI – ermöglicht.

Warum setzt das BMBF keine große Längsschnittstudie auf?

Es geht darum, die Grundlage für politische Entscheidungen für die Pandemie-Vorsorge zu schaffen. Dazu sind aktuelle Daten notwendig. Durch die Verbindung mit den Bestandskohorten werden hier zugleich auch längsschnittliche Informationen gewonnen.

Wurde bei den Erfassungen des Immunitätsstatus nach Impf- bzw. Genesenenstatus sowie nach Virusvarianten unterschieden?

Durch die Blutanalysen konnte abgeschätzt werden, ob die Person geimpft, genesen oder beides ist. Zusätzlich wurden diese Aspekte in den Fragebögen erfasst. Nach Virusvarianten wurde in dieser Studie nicht unterschieden. Allerdings hat eine Infektion auch unabhängig von den jeweiligen Varianten eine gewisse Schutzwirkung vor einem schweren Verlauf bei weiteren Infektionen.

Wird der Immunitätsstatus die aktuellen Parameter „Impfstatus“ und Inzidenzen als Basis für das Pandemiemanagement sinnvoll ergänzen – oder gar ersetzen?

Der Immunitätsstatus ergänzt diese Parameter, aber er ersetzt sie nicht. Er erlaubt Informationen über die Dunkelziffer der Infektionen sowie über den Immunitätsstatus über die erfassten Impfungen hinaus.

Wie hoch waren die Kosten für die Studie?

Das Projekt wurde vom Bundesforschungsministerium mit insgesamt rund drei Millionen Euro gefördert.

Wie lief die Vergabe der Studie ab?

Es handelte sich nicht um eine Auftragsvergabe, sondern um eine Forschungsförderung des BMBF im Rahmen des „Netzwerkes Universitätsmedizin“ (NUM). Diese wurde auf Grundlage eines entsprechenden wissenschaftlichen Antrags gewährt, der eingehend geprüft wurde.

Sie haben Fragen zu anderen Themen?

Ob Bildung, Weiterbildung oder Forschung: All unsere FAQ finden Sie unter www.bmbf.de/FAQ. Dort beantworten wir häufig gestellte Fragen zu unseren Themen.