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Gemeinsam gegen Wassermangel im Nahen und Mittleren Osten : Datum: , Thema: Kickoff der Fördermaßnahme MEWAC

Deutschland und Länder des Nahen und Mittleren Osten arbeiten zum Teil schon seit Jahrzehnten erfolgreich in der Wasserforschung zusammen. Mit einer neuen multilateralen Maßnahme dehnt das BMBF die Zusammenarbeit im Wasserbereich in der Region weiter aus, um eine nachhaltigere Wassernutzung zu fördern.  

Grünpflanze sprießt in der Wüste
Anhaltende Hitze und trockene Böden sind eine Herausforderung für viele Pflanzen. © Adobe Stock/maribom

Die Staaten des Nahen und Mittleren Ostens sind weltweit am stärksten von Wasserstress betroffen und ein Brennpunkt des globalen Klimawandels. Zur Versorgung von Landwirtschaft, Industrie und Haushalten werden daher häufig unterirdische Grundwasserspeicher angezapft, deren Vorräte rasant schwinden. Hinzu kommen die politischen Spannungen in der Region, die eine effiziente Bewirtschaftung der knappen und häufig grenzüberschreitenden Wasserressourcen erschweren.

Erhebliche Investitionen und Innovationen im Wassersektor sind im Nahen und Mittleren Osten daher dringend erforderlich. Benötigt werden Technologien und Konzepte, um Wasser in der Region nachhaltiger zu nutzen und die Zusammenarbeit beim Ressourcenschutz über Ländergrenzen hinweg zu fördern. Das BMBF unterstützt den Wassersektor im Nahen und Mittleren Osten bereits seit Jahren mit verschiedenen Förderinitiativen, an denen zahlreiche Institutionen aus Ländern der Region beteiligt sind.

Die längste Zusammenarbeit besteht auf bilateraler Ebene seit 1974 mit der „Deutsch-Israelischen Wassertechnologie-Kooperation“. Israel gehört in diesem Bereich zu den weltweit führenden Ländern mit leistungsfähigen, an die Region angepassten Ansätzen. Die Kooperation mit deutschen Forschenden soll auch dazu beitragen, politische Hürden zu überwinden, sodass die Nachbarländer im Nahen Osten stärker von diesen regionalen Ansätzen profitieren können.

Die Deutsch-Israelische Kooperation fördert Forschungs- und Entwicklungsprojekte in jährlichen Ausschreibungen zu aktuellen Themenschwerpunkten. Die diesjährige Runde war bis 7. Oktober 2021 geöffnet. Gefragt waren Forschungsideen zu multiresistenten Krankheitserregern, schwer abbaubaren und im Wasserkreislauf mobilen Schadstoffen – sogenannten PMT-Substanzen – und Mikroplastik.  

Um die Wasser-Zusammenarbeit im Nahen und Mittleren Osten zu verbessern, holt das BMBF mit der neuen Fördermaßnahme MEWAC (Middle East Regional Water Research Cooperation Program) weitere Länder mit ins Boot. Der virtuelle Kickoff zur Maßnahme fand am 12. und 13. Oktober 2021 statt. Jeweils koordiniert von einem deutschen Partner forschen Beteiligte aus Ägypten, Irak, Iran, Israel, Jordanien, Katar, Libanon, den Palästinensischen Gebieten und Syrien in den kommenden drei Jahren in sieben Wasserprojekten an innovativen Lösungen. Israel engagiert sich bei MEWAC auch mit einer korrespondierenden Förderbekanntmachung für eine intensivere Kooperation mit den arabischen Staaten. Die multilateralen MEWAC-Forschungsverbünde werden Technologien und Konzepte zur Entsalzung, zur landwirtschaftlichen Bewässerung und Anbaumethoden, Wasserrückgewinnung im Bergbau und für das Integrierte Wasserressourcenmanagement (IWRM) entwickeln.

Das deutsch-israelisch-jordanische Verbundprojekt EXALT forscht beispielsweise an einem neuen Ansatz, der mit energieeffizienten Methoden entsalztes Wasser für die Produktion von Nahrungsmitteln in hydroponischen Systemen bereitstellt. Der Anbau von Pflanzen, die in Gewächshäusern in speziellen Nährlösungen ohne Erde wachsen, bietet sich aufgrund des geringen Wasserbedarfs gerade für wasserarme Regionen an. Der zunehmende Salzgehalt des dort verfügbaren Wassers macht den Pflanzen jedoch zu schaffen. Übliche Entsalzungstechnologien wie die Umkehrosmose benötigen viel Energie, sind somit kostspielig und erzeugen als Nebenprodukt Salzlauge, deren Beseitigung problematisch ist.

„Eine Lösung, die die Wassernutzungseffizienz von Hydrokulturen erhöht, salzbelastetes Wasser für Bewässerungszwecke aufbereitet und entwässertes Salz aus dem Wasserkreislauf ausschleust, wäre für die Region Nah- und Mittelost von großem Nutzen“, ist Jörn Germer vom Institut für Tropische Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim, der das Projekt EXALT koordiniert, überzeugt. „Die innovative Kombination aus Entsalzung und Gewächshausanbau ermöglicht den ganzjährigen Anbau von Pflanzen bei minimalem Wasser- und Energiebedarf.“

Ob sich das Konzept in der Praxis bewähren kann, erproben die Projektbeteiligten im Labormaßstab. Anhand der Ergebnisse leiten sie Blaupausen für die Errichtung von Demonstrationsanlagen in Israel und Jordanien ab.   

Entsalzungstechnologien können in Verbindung mit Konzepten für einen grenzüberschreitenden Transfer von entsalztem Meerwasser, einer saisonalen Süßwasserspeicherung und Abwasserwiederverwendung eine vielversprechende Option sein, um Wasserdefizite im Nahen und Mittleren Osten zu decken. Institutionen aus Deutschland, Israel, Jordanien und den Palästinensischen Autonomiegebieten haben sich in der vom BMBF geförderten SALAM-Initiative zusammengeschlossen und arbeiten seit 2015 an großräumigen Wasserstrategien.

Das benötige Süßwasser soll durch Meerwasserentsalzung in mehreren Zentren am Mittelmeer und Roten Meer produziert und von dort zu regionalen Bedarfszentren geleitet werden. Die Forschenden untersuchen hierbei insbesondere innovative Lösungen, die mit erneuerbaren Energien gespeist werden können.  

Die Initiative ist mit dem Verbundprojekt SALAM 2 in ihre mittlerweile zweite Phase gegangen. „Derzeit untersuchen wir vor allem Technologien und Infrastrukturen, die eine Umsetzung der regionalen Wasserstrategien unterstützen. Ein wichtiger Baustein in diesem Zusammenhang sind sogenannte SWAP-Konzepte“, erläutert Projektkoordinator Martin Sauter, Professor für Angewandte Geologie an der Universität Göttingen. „Ein Beispiel dafür wäre der „Austausch“ von jordanischer Solarenergie gegen israelisches Trinkwasser aus der Meerwasserentsalzung. SWAP-Abkommen für Wasser und Energie zwischen den Partnerländern erhöhen die Wirtschaftlichkeit und wirken vertrauensbildend.“

Damit leistet die SALAM-Initiative einen wertvollen Beitrag, um Wasserdefizite im Nahen Osten zu mindern und durch Wasserknappheit bedingte politische Spannungen abzubauen.