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Über 30 Mio. Euro für Klärung ungelöster Fragen der Krebsmedizin : Datum: , Thema: Nationale Dekade gegen Krebs

Im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs wurde die Richtlinie zur Förderung von Verbundforschung zu „Tumorheterogenität, klonaler Tumor-Evolution und Therapieresistenz“ veröffentlicht. Zwei Forschungsverbünde sind nun ausgewählt worden.

Zu sehen sind im Labor herangezogene Minitumore („Organoide“) aus verschiedenartigen Pankreastumorzellen.
Zu sehen sind im Labor herangezogene Minitumore („Organoide“) aus verschiedenartigen Pankreastumorzellen. Je nach Zelltyp wachsen sie unterschiedlich aus. Solche Organoide sollen in SATURN3 von jeder und jedem Erkrankten herausgezüchtet werden. An den Avataren können die Forschenden die Entwicklung der Tumorheterogenität nachvollziehen und Wirkstoffe testen, die das verhindern sollen. © Aristeidis Papargyriou/AG Prof. Max Reichert

Als Tumorheterogenität bezeichnet man das Phänomen, dass in jeder beziehungsweise jedem Erkrankten ganz unterschiedliche Krebszellen existieren, die sich auf unterschiedlichen Wegen ausbreiten können. Die entstehende Vielfalt macht es schwer, die Tumoren zu behandeln, da sich immer einige der Therapie entziehen, sogenannte Resistenzen ausbilden und sich wieder vermehren können. Die Varianz der Zellen kann durch bestimmte Einflüsse (unter anderem durch die Therapie selbst) weiter zunehmen. So gibt es immer neue Krebszellen, die nicht auf Medikamente reagieren und sich ungestört verbreiten.

Die grundlegenden Mechanismen beim Voranschreiten der Tumorheterogenität und damit der Resistenzbildung bei Krebs sind bisher nur grob entschlüsselt. Ihr genaues Verständnis ist jedoch grundlegend, um wirksame Therapien zu entwickeln und Krebskranke langfristig heilen zu können.

Auf Empfehlung der Arbeitsgruppe „Große ungelöste Fragen der Krebsforschung“ der Nationalen Dekade gegen Krebs unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Grundlagenforschung in diesem Bereich mit der Förderung von Verbundforschung zum Themenkomplex „Tumorheterogenität, klonale Tumor-Evolution und Therapieresistenz“.

Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:

„Noch zu häufig kehrt Krebs nach einer zunächst erfolgreich geglaubten Behandlung zurück. Dann ist die Erkrankung meist nicht mehr heilbar – ebenso, wenn ein Tumor gestreut hat. Um das zu ändern, müssen wir besser verstehen, was genau im Innern von Tumorzellen geschieht und wie sie immer neue Wege finden können, um therapeutischen Angriffen zu entgehen.“

Das BMBF will die Aufklärung dieser Krankheitsvorgänge beschleunigen und darauf aufbauend Therapieresistenzen mit neuen Behandlungsstrategien überwinden.

Ein internationales Gremium unter Einbindung von Patientenvertretenden hat zwei Verbünde für eine Förderung empfohlen, die sich mit jeweils genau definierten Fragen innerhalb des Themenkomplexes beschäftigen werden:

Das Konsortium HEROES-AYA

„Heterogenität, Evolution und Resistenz von durch onkogene Fusionsgetriebene Sarkomen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen“

Die Forschenden dieses Verbundes widmen sich der Aufklärung der Tumorheterogenität am Beispiel von Knochen- und Weichteilsarkomen. Sie treten nahezu ausschließlich im Jugend- und jungen Erwachsenenalter auf und zeigen eine sehr stark ausgeprägte Tumorheterogenität, die eine Behandlung erschweren.

mehr zum 1. Konsortium auf www.dekade-gegen-krebs.de

Das Konsortium SATURN3

„Spatiale und Temporale Charakterisierung von intratumoraler Heterogenität in drei schwer behandelbaren Krebserkrankungen“

Hier steht die Erforschung der Details hinter der Resistenzentwicklung bei Brust, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs im Fokus. Die Forschenden planen, die räumliche und zeitliche Entwicklung der Tumorheterogenität im Detail nachzuvollziehen. Die Erkenntnisse sollen die Behandlung dieser schwer heilbaren Krebserkrankungen zukünftig verbessern.

mehr zum 2. Konsortium auf wwww.dekade-gegen-krebs.de

In jedem Verbund arbeiten große Teams disziplinübergreifend zusammen. Sie bearbeiten ihre Fragestellung mit innovativen Methoden – mit modernsten Analysetechniken und computertechnischen Auswertungen unter Einbezug künstlicher Intelligenz. Im Fokus der durchgeführten Untersuchungen stehen auch translationale und klinische Forschung, damit die Forschungsergebnisse schnell bei den Patientinnen und Patienten ankommen. Patientenvertretende werden von Anfang in die Projekte eingebunden, um die Perspektive Betroffener abzubilden.

„Das langfristige Ziel heißt: Heilung“, hebt Anja Karliczek hervor. „Dafür müssen wir den Krebs und seine Mechanismen noch besser verstehen. Die Aufklärung des Themenkomplexes „Tumorheterogenität, klonale Tumor-Evolution und Therapieresistenz“ ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg."

Die ausgewählten Vorhaben werden für einen Zeitraum von fünf Jahren mit einem Gesamtvolumen von mehr als 30 Millionen € gefördert.

Erläuterung einiger Fachbegriffe

klonal

Die in der FRL angesprochene Tumorheterogenität basiert auf der klonalen Evolution. Klonal bezieht sich auf den Begriff Klon, der eine identische Kopie hier auf Zellebene, meint. Bei der klonalen Evolution handelt es sich um einen aktiven Prozess, der das Genom durch das Zusammenspiel verschiedener Veränderungen (genetisch, epigenetisch) im evolutionären Selektionsprozess beeinflusst.


Sarkome

Unter Knochen- und Weichgewebesarkomen fasst man eine Reihe bösartiger Tumoren zusammen, die sich in ihrer Entstehung und ihrer Art zu wachsen, stark unterscheiden. Als Weichteile werden zusammengefasst: das Muskelgewebe, das Fettgewebe, das Bindegewebe und das Gewebe der peripheren Nerven (also das Nervensystem ohne Hirn und Rückenmark).


translational

Unter translational wird die Überführung von Forschungsergebnissen (aus dem Labor) in die medizinische Anwendung (Krankenbett) verstanden.