Navigation und Service

Logo Bundesministerium für Bildung und Forschung

Bornavirus in Deutschland: Verbreitung, Übertragung, Symptome : , Thema: FAQ

Grund zur Sorge gibt es nicht: Das Virus ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar und sehr selten. Das RKI geht in Deutschland von zwei bis sechs Erkrankungen pro Jahr aus.

Spitzmaus
Die Fledspitzmaus ist ein sogenanntes Reservoir für das Bornavirus. Sie überträgt die Krankheit – erkrankt aber selbst nicht daran. © Mike Lane - stock.adobe.com

Das Bornavirus ist extrem selten und verursacht eine tödliche Gehirnentzündung. Pro Jahr werden nur etwa zwei Infektionen in Deutschland nachgewiesen. Forschende gehen allerdings von einer Dunkelziffer aus, sodass die tatsächliche Zahl der Infektionen etwas höher sein könnte. Das Bundesforschungsministerium beantwortet die wichtigsten Fragen zum Bornavirus und zur Borna’schen Erkrankung.

Was ist das Bornavirus?

Das „Borna disease virus 1“ (auch: „BoDV-1“) ist ein Virus, das schon seit 1935 als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Schafen, Pferden und anderen Säugetieren bekannt ist. Dass BoDV-1 auf den Menschen übertragbar ist – Fachleute sprechen hierbei von „zoonotischem Potenzial“ –,weiß man allerdings erst seit wenigen Jahren.

Im Jahr 2015 wurde zum ersten Mal festgestellt, dass auch das neu entdeckte Bunthörnchen-Bornavirus (Variegated squirrel bornavirus 1, VSBV-1) in seltenen Fällen auf den Menschen übertragen werden kann und tödliche Gehirnentzündungen verursacht. Da das Bunthörnchen-Bornavirus mit dem Bornavirus BoDV-1 genetisch verwandt ist, gingen Forschende des „Nationalen Forschungsnetzes zoonotische Infektionskrankheiten“ im BMBF-geförderten Verbundprojekt „ZooBoCo“ der Frage nach, ob auch das klassische, schon lange bekannte Bornavirus BoDV-1 auf den Menschen übertragbar ist. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden das Virus tatsächlich zunächst in Gewebeproben von drei Patienten.

In einer weiteren Studie untersuchten die Forschenden Hirnproben von 56 Patientinnen und Patienten, die zwischen 1995 und 2019 an einer Hirnentzündung erkrankt waren. In sieben Fällen konnten sie BoDV-1 nachweisen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachmagazin „The Lancet Infectious Diseases“ publiziert.

Wie wird das Bornavirus BoDV-1 übertragen?

Der Wirt (auch Reservoir) des Erregers ist die Feldspitzmaus, die selbst nicht an der Infektion erkrankt. In der Mehrzahl der Fälle ist laut der „ZooBoCo“-Studie von einer Ansteckung durch Kontakt mit einer infizierten Feldspitzmaus (z. B. Biss) bzw. ihren Ausscheidungen auszugehen. Der genaue Übertragungsweg ist jedoch noch unbekannt.

Mögliche Infektionswege sind laut Robert Koch Institut (RKI) die Aufnahme über verunreinigte Lebensmittel oder Wasser, das Einatmen des Virus über kontaminierten Staub oder direkten Kontakt mit einer Feldspitzmaus. (Vgl. RKI-Merkblatt: Informationen zur Vermeidung von Infektionen mit dem Borna Disease Virus 1)

Ist das Bornavirus BoDV-1 von Mensch zu Mensch übertragbar?

Nur die Feldspitzmäuse scheiden das Virus über Speichel, Urin oder Kot aus. Bei Pferden, Schafen und Menschen ist diese Virusausscheidung und damit das Risiko einer Weiterverbreitung nicht vorhanden. Infizierte Menschen können das Virus daher nicht weiterverbreiten.

Wie häufig ist die Borna’sche Erkrankung?

Das Robert Koch Institut geht davon aus, dass es jährlich zwei bis sechs akute Erkrankungen in Deutschland gibt. (Vgl. RKI-Merkblatt: Informationen zur Vermeidung von Infektionen mit dem Borna Disease Virus 1)

Welche Symptome verursacht das Bornavirus?

Kopfschmerzen, Fieber, Verwirrtheit sowie später neurologische Auffälligkeiten wie Sprachstörungen zählen zu den Symptomen der Borna’schen Erkrankung. Im weiteren Krankheitsverlauf können Infizierte in Folge einer schweren Gehirnentzündung (Enzephalitis) ins Koma fallen und sterben.

Ist die Borna’sche Erkrankung heilbar?

Derzeit gibt es keine spezielle Therapie gegen die Viren. Eine Infektion mit dem Bornavirus verläuft daher in den meisten Fällen tödlich. Das Problem der Erkrankung ist, dass nicht das Virus den Körper zerstört. Vielmehr bekämpft der Körper die infizierten Zellen im Gehirn und zerstört diese. Das erschwert die Behandlung.

Forschende des BMBF-geförderten Verbundprojekts „ZooBoCo“ untersuchen derzeit Therapieoptionen und testen mehrere antivirale Substanzen.

In welchen Gebieten kommt das Bornavirus BoDV-1 in Deutschland vor?

Da das Bornavirus nur von der Feldspitzmaus übertragen wird, kommt es auch nur im Lebensraum der Mäuse vor. Zu den Risikogebieten in Deutschland gehören vor allem Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie Teile angrenzender Bundesländer. Das Verbreitungsgebiet von BoDV-1 ist zudem beschränkt, da das Virus auch unter Feldspitzmäusen nicht weit verbreitet ist.

Könnte es in anderen Tieren neuartige oder bislang unbekannte Bornaviren geben?

Bei Säugetieren gibt es neben BoDV-1 und VSBV-1 noch BoDV-2, das Borna Disease Virus 2. Letzteres wurde bislang nur ein einziges Mal bei einem erkrankten Pferd nachgewiesen. Ob es darüber hinaus weitere Säugetier-Bornaviren gibt, ist derzeit nicht bekannt – jedoch auch nicht auszuschließen. In Vögeln und Reptilien wurden zahlreiche Bornaviren entdeckt. Für eine mögliche Übertragung dieser Viren auf den Menschen gibt es jedoch keine Hinweise.

Gibt es Grund zur Sorge?

Das Bornavirus ist zwar gefährlich, aber das Risiko einer Infektion äußerst gering. Grund zur Sorge gibt es also nicht. Wer in einem Risikogebiet eine tote Feldspitzmaus findet, sollte diese sicher beseitigen (Gummihandschuhe und Mund-Nasenschutz tragen) und kontaminierte Flächen mit Haushaltsreinigern säubern. Weitere Tipps hat das Robert Koch Institut in seinem „Merkblatt zur Vermeidung von Infektionen mit dem Bornavirus“ zusammengestellt.

Was tut das BMBF gegen das Bornavirus?

Das BMBF fördert bereits seit 2007 gezielt die Forschung zu Zoonosen in Deutschland. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können.
Auch die Erforschung der Übertragbarkeit des Bornavirus von Tieren auf den Menschen wird vom BMBF im Rahmen des seit 2017 bestehenden „Forschungsnetzes zoonotische Infektionskrankheiten“ gefördert.

Teil dieses Forschungsnetzes ist der Verbund „ZooBoCo“. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Verbreitung und die Eigenschaften des Bornavirus, und sie testen mehrere antivirale Substanzen auf ihre Wirksamkeit gegen Bornaviren. Die Forschungsarbeiten haben zu wichtigen Ergebnissen geführt, zum Beispiel wurde zum ersten Mal nachgewiesen, dass das klassische Bornavirus auf den Menschen übertragbar ist.

Sie haben Fragen zu anderen Themen?

Ob Bildung, Weiterbildung oder Forschung: All unsere FAQ finden Sie unter www.bmbf.de/FAQ. Dort beantworten wir häufig gestellte Fragen zu unseren Themen.