Leibniz-Preisträger erforscht Entstehung des Lebens : Datum: , Thema: Forschung
Der Biophysiker Frank Jülicher zählt zu den Leibniz-Preisträgern 2017. Seine Arbeiten haben einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Embryonalentwicklung geleistet. Doch die Geheimnisse der Entstehung des Lebens sind längst nicht entschlüsselt.
Frank Jülicher hat ein großes Ziel: Er möchte verstehen, wie aus einem befruchteten Ei ein komplexer Organismus heranwächst. Den Biophysiker interessieren die physikalischen Kräfte, die diesen Prozess steuern. Wie können aus einem einfachen Zellhaufen komplexe Strukturen wie Organe und Gewebe entstehen? Wie schaffen es die Zellen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein? Was treibt sie dabei voran?
Unbelebte und belebte Materie
Die Physik unterscheidet zwischen unbelebter und belebter Materie. „Beide bestehen aus denselben Bausteinen, dennoch unterscheiden sie sich wesentlich voneinander“, sagt Jülicher. „Die belebte Materie kann sich selbst organisieren und Strukturen bilden.“
Die unbelebte Materie sei vergleichsweise gut erforscht. „Lebende Systeme sind dagegen besonders komplex. Hier stehen wir noch am Beginn des Verständnisses.“
"Für die Medizin von großer Bedeutung"
Jülicher gehört zu den Pionieren bei der Erforschung der Physik belebter Materie und wird für seine Arbeiten auf diesem Gebiet mit dem Leibniz-Preis 2017 der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. „Mit seinen grundlegenden Arbeiten trägt er zum Verständnis der Selbstorganisation von Zellen in Gewebe bei. Sie ist bisher weitgehend unverstanden und sowohl für die Entwicklungsbiologie als auch für die medizinische Anwendung von größter Bedeutung“, begründet die Jury die Auszeichnung.
Schnittstelle von Physik und Biologie
Mit Jülicher wird ein Wissenschaftler ausgezeichnet, der an der Schnittstelle von Physik und Biologie arbeitet, an der theoretische und experimentelle Teams zusammen forschen. Das Bundesforschungsministerium fördert diese interdisziplinäre Zusammenarbeit - und auch einen Forschungsverbund von Jülicher. Für den Biophysiker ist die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Fachkolleginnen und -kollegen besonders bereichernd: „Jede Disziplin hat ihren eigenen Blickwinkel und verwendet eigene Methoden, aber letztendlich beschäftigen wir uns alle mit denselben Fragen.“