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Onlineshopping: Die Gefahr ist einen Mausklick entfernt : Datum: , Thema: Aktuelles

Wer im Internet bestellt oder die nächste Reise bucht, der riskiert, dass Daten abgefischt werden. Ein vom Bundesforschungsministerium gefördertes Projekt arbeitet an Algorithmen, die Betrugsfälle im Onlinehandel in Echtzeit erkennen können.  

Kleidung, das neue Fahrrad oder sogar Lebensmittel – Einkaufen und dabei bequem auf dem Sofa sitzen wird immer beliebter. Die Onlineshops mit ihrem breiten Angebot machen einfaches Einkaufen per Mausklick möglich. Allein in Jahr 2014 wurden im Versandhandel mehr als 42 Milliarden Euro umgesetzt. Das Internet ist damit zum wichtigsten Umschlagplatz für den Versandhandel geworden. Einkaufen in den eigenen vier Wänden ist zwar praktisch – aber auch riskant.

Wer Waren online ordert, muss sensible Daten preisgeben: Name, Adresse, Kontonummer. Onlineshops genauso wie Onlinebanking oder PayPal erreicht man über Passwörter – sehr oft sind sie die Schwachstellen. Das Abfischen von personenbezogenen Daten wie den Bank- und Kreditkartendaten ist der häufigste Betrugsfall beim Internetkauf. Diese Daten werden dann von Kriminellen missbraucht – aus dem Abfischen wird ein Identitätsdiebstahl.

Mit gestohlenen Daten können die Unbekannten unter falschem Namen Reisen buchen, Profile in sozialen Medien anlegen, mit neuen Konten Banken hinters Licht führen. Identitätsdiebstahl ist eine Form der Kriminalität, die in Industrieländern besonders zunimmt. In Deutschland werden pro Quartal 250.000 Fälle von Identitätsdiebstahl registriert. Der durch Betrug verursachte wirtschaftliche Schaden im Onlinehandel ist durch neue Hackermethoden stark angestiegen und belief sich 2014 auf knapp 2,4 Milliarden Euro.

Intelligentes Passwortmanagement

Gefährdet sind nicht nur Kundinnen und Kunden, sondern auch Onlinehändler. Eine Branchenumfrage unter knapp 600 Onlinehändlern verschiedenster Größe hat ergeben, dass etwa 70 Prozent der befragten Shop-Betreiber bereits Opfer von Warenbetrügern geworden sind. Die Betrüger bestellen gleichzeitig bei verschiedenen Onlineshops große Mengen an Waren, die entweder gar nicht oder aber mit einer gestohlenen Identität bezahlt werden.

Internetnutzer können das Risiko durch ein intelligentes Passwortmanagement senken: Jedes Passwort nach einer anderen Logik zu wählen, ist sinnvoll und beugt allzu großem Schaden vor. Denn so können Hacker nicht gleichzeitig auf alle Konten zugreifen.

Der Kampf gegen die Cyberkriminalität sieht für die Onlinehändler schwieriger aus: Sie sind in der Regel nicht miteinander vernetzt und können sich daher kaum über Betrugsfälle austauschen. Die bisherigen Methoden, den organisierten Betrug im Onlinehandel zu bekämpfen, geraten an ihre Grenzen.

Cyberkriminalität in Echtzeit erkennen

Eine Plattform kann den gemeinsamen Kampf gegen die Onlinekriminalität erleichtern. Deshalb fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Projekt „Analyse und Bekämpfung von bandenmäßigem Betrug im Onlinehandel“ (ABBO). Wissenschaftler von der Universität Göttingen entwickeln eine Analyseplattform, mit der eine händlerübergreifende Erkennung von Betrugsfällen möglich wird. Diese Plattform kann mithilfe von Algorithmen und Techniken des maschinellen Lernens in Echtzeit größere Bestellungen bei Onlinehändlern analysieren und ungewöhnliche Muster aufspüren. Auf diese Weise lässt sich das Betrugspotenzial von Bestellungen besser einschätzen. Liegt ein Verdachtsfall vor, können Ermittlungsbehörden zeitnah eingeschaltet werden.

Die Analysen des Projekts „ABBO“ ermöglichen es, schrittweise ein Profilbild der Cyberkriminalität in Deutschland zu erstellen. Wer die Tätergruppen sind und nach welchen Betrugsmustern sie vorgehen, darüber soll die Plattform Aufschluss geben. Die Hintergrund- und Dunkelfeldforschung, in der Unternehmen der E-Commerce- und Onlinehandelsbranche befragt werden, sollen Vorgehensweisen der Täter aufdecken und damit den Ermittlungsbehörden die Arbeit erleichtern.

Die Förderung des Projekts „ABBO“ ist Teil der Förderung zur zivilen Sicherheitsforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die Förderung läuft bis 2018 und beträgt knapp eine Million Euro. Die Verbundpartner sind die Georg-August-Universität Göttingen, die Steinbeis-Hochschule Berlin sowie Zalando.