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Karliczek: „Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen ist auf gutem Weg“ : Datum: Pressemitteilung: 150/2021

Ergebnisse der Langzeitstudie „ReGES – Refugees in the German Educational System“ veröffentlicht / Daten stehen nun für weitere Forschung bereit

Die 2016 gestartete Langzeitstudie ReGES befasst sich mit der Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in das deutsche Bildungssystem. Die erhobenen Daten stehen ab sofort für weitere Forschung bereit.

Dazu erklärt Bundesbildungsministerin Anja Karliczek:

 

„Noch nie zuvor wurde so systematisch und über einen solch langen Zeitraum die Integration von jungen Menschen mit Fluchterfahrung in unser Bildungssystem untersucht wie mit der vom BMBF geförderten Langzeitstudie ReGES. Auch im internationalen Vergleich existieren derartige Daten nicht. ReGES stellt somit einen Datenschatz dar, den wir alle – Politik, Praxis, Wissenschaft und Medien – nutzen sollten. Jetzt liegen Daten vor, wie die Integration geflüchteter Kinder und Jugendliche in unser Bildungssystem und in unsere Gesellschaft gelingt und wo weiter Handlungsbedarf ist.

 

Vor allem in der Zeit um 2015 kamen hunderttausende Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung nach Deutschland. Sie konnten kein Deutsch, hatten die unterschiedlichsten Bildungshintergründe, mussten quasi über Nacht in das deutsche Bildungssystem aufgenommen werden. 

Die Studie belegt nun: Die Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in Kita und Schule funktioniert häufig bereits gut – dank der bestehenden Strukturen und dank der enormen Anstrengungen aller Bildungsbeteiligten. Ich nenne hier nur stellvertretend all die Lehrerinnen und Lehrer und das pädagogische Personal in den Kitas. Die Studie zeigt uns aber auch, wo noch Handlungsbedarf besteht. Vor allem erreicht die Sprachförderung in den Bildungseinrichtungen nicht alle Kinder. Hier sind wir als BMBF auch bereits aktiv – zum Beispiel über die Bund-Länder-Initiative BiSS-Transfer und über die Leseförderung für Kinder mit Fluchthintergrund.

 

Zudem werden wir noch in diesem Sommer eine neue Förderrichtlinie veröffentlichen, mit der wir Forschungsprojekte unterstützen wollen, die wissenschaftsbasierte und gleichzeitig praxistaugliche Konzepte zur Förderung der sprachlichen Bildung für alle Kinder und Jugendlichen entwickeln.“

 

Hintergrund:

 

Mitte der 2010er Jahre kamen viele Geflüchtete nach Deutschland, darunter viele Kinder und Jugendliche: allein in den Jahren 2015 bis 2017 wurde für fast eine halbe Million Minderjähriger ein Asylantrag gestellt. Gleichzeitig war wenig über die Situation von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund bekannt. Vergleichbare Statistiken gibt es weiterhin nicht, jedes Bundesland fügt andere Daten über seine neuzugewanderten Schülerinnen und Schüler zusammen.

 

Vor diesem Hintergrund beschloss das BMBF, am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg die Längsschnittstudie „ReGES – Refugees in the German Educational System“ mit rund 12 Mio. Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren zu fördern.

 

Erstes Ziel der Studie ReGES ist es, mehr Informationen zu den Bildungsverläufen nach Deutschland geflüchteter Kinder und Jugendlicher zu erhalten. Ein weiteres Ziel ist die Untersuchung von Faktoren, die Integration fördern oder behindern können. Hierzu wird die Situation von circa 2.400 Kindern ab vier Jahren im frühkindlichen Bereich und circa 2.400 Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren in fünf Bundesländern – Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen betrachtet. Die Studie deckt somit zwei für die Integration besonders wichtige Bereiche ab: den Übergang vom Vorschulalter in die Schule und den Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung bzw. in die Sekundarstufe II.

 

Insgesamt wurden in beiden Kohorten sieben Befragungen durchgeführt und an zwei Zeitpunkten Sprachkompetenztests durchgeführt. Zudem wurden auch die hauptamtlich und ehrenamtlich mit der Begleitung der Geflüchteten in den Kommunen und Gemeinschaftsunterkünften befassten Personen sowie die pädagogischen Fachkräfte befragt.

 

Die bisherigen Ergebnisse wurden in einem „Transferbericht“ zusammengefasst:

LIfBi Forschung kompakt Nr. 2 „Geflüchtete Kinder und Jugendliche im deutschen Bildungssystem – Zentrale Befunde der Studie ReGES“: https://www.lifbi.de/Portals/13/Transferberichte/LIfBi-Forschung-kompakt_02_ReGES.pdf


 

Ab heute stehen die im Rahmen des Projektes erhobenen Datensätze der Wissenschaftscommunity zu weiteren Nutzung zur Verfügung.

 

Die ebenfalls vom BMBF am LIfBi geförderte Folgestudie mit dem Titel „Bildungswege von geflüchteten Kindern und Jugendlichen“ ist im Februar 2021 gestartet (Laufzeit bis Mitte 2026, Fördervolumen circa 6 Mio. Euro) und hat die mittelfristige Integration der Kinder und Jugendlichen im Fokus.