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Armutsbegünstigte Krankheiten : Datum: , Thema: Forschung

Mehr als eine Milliarde Menschen leiden an vernachlässigten und armutsassoziierten Krankheiten wie Tuberkulose, Malaria oder der Schlafkrankheit. Um ihnen helfen zu können, ist internationale Zusammenarbeit gefragt.

Untersuchung von Malaria-Proben
Untersuchung von Malaria-Proben: Die Wissenschaftler der Produktentwicklungspartnerschaft "Foundation for Innovative New Diagnostics" (FIND). © FIND/Xavier Ding

Schlechte Lebensbedingungen, mangelnder Zugang zu gesunder und ausreichender Nahrung, sauberem Trinkwasser, medizinischer Versorgung oder Bildung: Diese Umstände fördern die Ausbreitung von Infektionen, die als armutsassoziierte Krankheiten bezeichnet werden. Zu ihnen zählen sowohl Infektionen, die in den Industrieländern heilbar oder zumindest beherrschbar sind, wie HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria, aber auch Durchfallerkrankungen und bakteriell hervorgerufene Lungenentzündungen. Hinzu kommen die „vernachlässigten“ Infektionskrankheiten, die vor allem in den armen Ländern tropischer Regionen ein großes Problem sind. Zu ihnen gehören beispielsweise die Flussblindheit, Lepra oder Tollwut.

Armutsbegünstigte und vernachlässigte Krankheiten

Die WHO unterscheidet zwischen armutsbegünstigten Krankheiten und vernachlässigten Tropenkrankheiten. Zu den armutsbegünstigten Krankheiten gehören beispielsweise Cholera, HIV, Malaria, Masern, Keuchhusten, Polio und Tuberkulose.
Zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten zählen Krankheiten wie zum Beispiel Bilharziose, Ebola, Lepra oder auch Tollwut.

Verantwortung für globale Gesundheit übernehmen

Für all diese Krankheiten gilt: Es gibt hohen Bedarf für neue, effiziente und nebenwirkungsarme Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika, die unter den besonderen Bedingungen in Entwicklungsländern einsetzbar sind. Hoher logistischer Aufwand an Lagerung und Transport (z.B. Tiefkühlketten) muss vermieden werden.

Die für neue Arzneimittel, Impfstoffe und Diagnostika notwendigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sind jedoch kostenintensiv. Aufgrund der Armut der betroffenen Länder fehlt der Gesundheitswirtschaft der ökonomische Anreiz, sich hier zu engagieren. Die Folge: Seit Jahrzehnten sind z.B. kaum neue Medikamente gegen diese Krankheiten erforscht und entwickelt worden. Deshalb muss die Forschungsförderung der Industrienationen hier mit öffentlichen Mitteln Verantwortung übernehmen. Diese Verantwortung übernimmt das Bundesforschungsministerium durch seine Forschungsförderung.

Stärkung der internationalen Forschung

Das BMBF fördert Produktentwicklungspartnerschaften (engl. Product Development Partnerships), kurz PDPs. Das sind Non-Profit-Organisationen, bei denen Partner aus akademischen Instituten, öffentlichen Forschungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und der Gesundheitswirtschaft eng zusammenarbeiten. Die Kosten und Risken werden so auf vielen Schultern verteilt und neu entwickelte Produkte können zu Preisen angeboten werden, die auch in ärmeren Ländern erschwinglich sind. Ein Beispiel dafür ist etwa das Medikament Fexinidazol zur Behandlung der Schlafkrankheit.

Das Ministerium beteiligt sich auch an der European and Developing Countries Clinical Trials Partnership, kurz EDCTP. Hier kooperieren afrikanische und europäische Länder u.a. bei der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS, Tuberkulose, verschiedenen Wurmerkrankungen, Dengue-Fieber oder Ebola sowie Infektionskrankheiten, deren Verbreitung im Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen, oder antimikrobiellen Resistenzen

Mit der Förderinitiative Forschungsnetze für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika unterstützt das BMBF die Zusammenarbeit von deutschen und afrikanischen Forscherinnen und Forschern. Sie untersuchen in insgesamt fünf Netzwerken Krankheiten, die eine hohe Krankheitslast in Afrika verursachen. Koordiniert werden die Netzwerke von afrikanischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Neben exzellenter Forschung an aktuellen Gesundheitsproblemen sollen die Netzwerke die akademische Ausbildung in Afrika verbessern und vor Ort zum Ausbau von Forschungskapazitäten beitragen.

Um Epidemien verhindern oder eindämmen zu können, mangelt es oft an Impfstoffen gegen die Erreger. Die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations, kurz CEPI, wurde 2017 ins Leben gerufen. Ziel ist die Entwicklung von Impfstoffen gegen Erreger mit hohem Pandemiepotenzial. Durch die öffentlich-private Partnerschaft zwischen Staaten, Stiftungen und Unternehmen der pharmazeutischen Industrie sollen Impfstoffe entwickelt und produziert werden, damit sie im Falle einer Epidemie schnell einsatzbereit sind.

Stärkung der nationalen Forschung

Das Bundesforschungsministerium stärkt auch die deutsche Forschungsszene im Bereich der vernachlässigten und armutsassoziierten Erkrankungen. Dabei ist es besonders wichtig, die Zusammenarbeit mit Partnern aus den betroffenen Ländern nachhaltig auszubauen. Am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) hat daher der Kampf gegen vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten hohe Priorität. Gleich vier Arbeitsgruppen erforschen zusammen mit Partnerstandorten in Afrika neue Therapie- und Präventionsmöglichkeiten für die Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria, Tuberkulose und weiterer Infektionskrankheiten, beispielsweise Ebola.

Um die wissenschaftliche Basis in der Infektionsforschung zu stärken, fördert das Bundesforschungsministerium seit 2020 Nachwuchsgruppen in der Infektionsforschung. Die Fördermaßnahme dient der langfristigen Stärkung der Infektionsforschung in Deutschland, indem sie die Karrieren von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern in der klinischen und anwendungsorientierten Infektionsforschung unterstützt.

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