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Technologische Souveränität : Datum: , Thema: Zukunftstechnologien

Deutschland und die Europäische Union müssen technologisch souveräner werden. Wir müssen in der Lage sein, Schlüsseltechnologien zu verstehen, zu entwickeln und zu produzieren - so sichern wir Wohlstand und Arbeitsplätze und wahren unsere Werte.

Ärztin trägt eine VR-Brille
© Adobe Stock,ipopba

Technologien durchdringen unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Ob Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien, Künstliche Intelligenz, Kreislaufwirtschaft, neue Materialien oder komplexe Produktionssysteme – Technologien sind die Grundlage unseres Wohlstands und unserer Wettbewerbsfähigkeit. Dabei gewinnt der internationale Wettbewerb um die Technologien der Zukunft an Tempo: Getrieben durch die Globalisierung treten neue Wettbewerber auf den Plan. Die Eigenschaften neuer Technologien begünstigen Monopole. Gleichzeitig haben Technologien das Potenzial, unsere Gesellschaft zu verändern – zum Guten wie zum Schlechten: Die zunehmende Vernetzung ermöglicht uns Kommunikation und Zusammenarbeit über Kontinente hinweg. Sie macht uns jedoch gleichzeitig anfällig für Cyberangriffe. Soziale Medien können die Diskussion in der Gesellschaft bereichern oder unsere Debattenkultur mit Verschwörungstheorien und Falschnachrichten herausfordern. Die Digitalisierung kann unsere Wirtschaft effizienter, klimafreundlicher und kreislauffähiger machen oder durch ihren Energieverbrauch das Erreichen der Klimaziele gefährden.

Unser Verständnis von technologischer Souveränität

Wir müssen in Deutschland und der Europäischen Union selbst in der Lage sein, Schlüsseltechnologien zu verstehen, herzustellen und weiterzuentwickeln. Es gilt die Potenziale von Schlüsseltechnologien zur Wohlstandssicherung und Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze zu nutzen und gleichzeitig unsere Vorstellungen des Zusammenlebens zu bewahren. Denn unsere Werte übersetzen sich in Anforderungen an Technologien, zum Beispiel hinsichtlich Sicherheit, Zuverlässigkeit, Datenschutz und Nachhaltigkeit. Wir wollen sicherstellen, dass diese Anforderungen in technologische Lösungen übersetzt werden und internationale Standards setzen. Technologische Souveränität bedeutet selbst die Wahl zu haben, welche Technologien wir unter welchen Rahmenbedingungen einsetzen wollen.

Technologische Souveränität beschreibt damit den Anspruch und die Fähigkeit, Schlüsseltechnologien international auf Augenhöhe mitzugestalten. Sie ist die Voraussetzung, um in einem härter werdenden internationalen Technologiewettbewerb nicht in Abhängigkeiten zu geraten und damit wirtschaftliche und politische Gestaltungsfähigkeit zu verlieren. Dies kann auch erfordern, Lösungen und Produkte in strategisch relevanten Feldern in Europa selbst zu entwickeln und zu produzieren, etwa, wenn sie auf dem globalen Markt nicht mit den aus europäischer Sicht notwendigen Eigenschaften und Fähigkeiten verfügbar sind.

Technologische Souveränität und internationale Zusammenarbeit

Technologische Souveränität und internationale Zusammenarbeit sind dabei zwei Seiten derselben Medaille. Internationale Vernetzung und Kooperation sind gerade in der Forschung entscheidend, um Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln. Andererseits erhalten wir unsere Exportstärke vor allem durch Innovationen und neue Technologien. Technologische Souveränität erfordert den Aufbau von gezielten Kooperationen mit europäischen und internationalen Partnern, die unsere Werte teilen und gemeinsam mit diesen Partnern die anstehenden Herausforderungen anzugehen – z.B. im Bereich Impfstoffentwicklung, Krebsbekämpfung, Nachhaltigkeit, insbesondere nachhaltige Wirtschaft, Grüner Wasserstoff, Künstliche Intelligenz oder bei der Entwicklung und dem Bau von Quantencomputern.

Das neue Forschungsrahmenprogramm Horizont Europa setzt hier deutliche Akzente für den europäischen Zusammenhalt und gemeinsames strategisches Agieren. Europäische Partnerschaften und Missionen fördern das abgestimmte Vorgehen in zentralen Handlungssträngen – wie den digitalen Schlüsseltechnologien – und ermutigen alle Mitgliedstaaten, ihre Bemühungen in Forschung und Entwicklung zu intensivieren.

Technologische Souveränität und Fähigkeiten

Technologische Souveränität erfordert Fähigkeiten: Die Fähigkeit unserer Forschungslandschaft, Kompetenzen international zu bündeln und im Austausch mit den Besten nach Lösungen zu suchen. Die Fähigkeit unserer Wirtschaft, Forschungsergebnisse erfolgreich in die Anwendung zu bringen und internationale Trends in Gang zu setzen oder mitzubestimmen. Die Fähigkeiten der Bürgerinnen und Bürger, Innovationen und neue Technologien und die daraus entstehenden Chancen, etwa am Arbeitsmarkt, zu nutzen. Der Fachkräftemangel in vielen Technologiebereichen könnte künftige Entwicklungen hemmen. Ein wichtiger Baustein unseres Handelns sind daher Maßnahmen, die dafür Sorge tragen, dass auch zukünftig hervorragend ausgebildete Fachkräfte in Europa zur Verfügung stehen.

Technologieförderung

Technologische Souveränität erfordert eine kluge und langfristige Förderung von Schlüsseltechnologien. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ist hierbei der Taktgeber. Die rasante Entwicklung des Impfstoffs gegen das Corona-Virus von Unternehmen, die bereits in ihrer Gründungsphase durch das BMBF gefördert wurden oder der erste Platz des Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit im weltweiten Cybersicherheitsranking zeigen, was in Deutschland durch Exzellenz in Wissenschaft und Forschung möglich ist. Das BMBF verfolgt einen ganzheitlichen Politikansatz, der von der Forschungsförderung, über den Forschungstransfer und den Aufbau von Ökosystemen bis zur Förderung von Fachkräften reicht und sich für passende regulatorische Rahmenbedingungen einsetzt.

Leitinitiativen und Handlungsfelder

Wir wollen in Deutschland und der Europäischen Union die technologische Souveränität stärken. Mit diesem Ziel vor Augen hat das BMBF zwölf Handlungsfelder identifiziert, die in den kommenden Monaten in besonderer Weise im Fokus stehen werden:

  1. Elektronik der nächsten Generation
  2. Zurück an die Weltspitze der Kommunikation
  3. Software und Künstliche Intelligenz souverän entwickeln
  4. Datentechnologien – für die souveräne Datenökonomie und –gesellschaft
  5. Ein Quantencomputer „Made in Europe“
  6. Die Zukunft der Wertschöpfung technologisch souverän mitgestalten
  7. Kreislaufwirtschaft: Neue Technologien für mehr Ressourceneffizienz und Rohstoffsicherheit
  8. Materialinnovationen: Basis für Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand
  9. Batterieforschung – Eine Innovationspipeline für die Rückkehr an die Weltspitze
  10. Grüner Wasserstoff – Deutschland zum Leitmarkt und weltweiten Leitanbieter machen
  11. Souveränität in der Impfstoff-Forschung und -Entwicklung
  12. Etablierung neuer und starker Partnerschaften für Deutschland und Europa

Dies sind nur einige aktuelle Beispiele. Viele weitere Maßnahmen tragen zu technologischer Souveränität bei, etwa in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Batterieforschung, IT-Sicherheit, Hoch- und Höchstleistungsrechnen, Software und Daten, Biotechnologie oder personalisierte Medizin. Dabei stehen Schlüsseltechnologien nicht fest, sondern verändern sich kontinuierlich. Neue Schlüsseltechnologien frühzeitig erkennen und aufgreifen zu können, ist daher eine weitere Schlüsselkompetenz. Hierfür sind Kriterien, Indikatoren und Prozesse notwendig, die das BMBF kontinuierlich weiterentwickelt.

Impulspapier

Das BMBF hat im Austausch mit zentralen Stakeholdern und Verbänden in den vergangenen Monaten ein Impulspapier erstellt. Dieses Impulspapier reflektiert die strategischen Zielsetzungen und dient als Grundlage, um die Programmatik für die Stärkung der technologischen Souveränität gezielt weiterzuentwickeln. Das BMBF wird in den kommenden Monaten auch den begonnenen Dialog mit Stakeholdern in Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik fortführen.